
Nach einer harten Arbeitswoche will man sich doch am liebsten mit Bier und Brezeln auf der Couch parken und mit stetig steigender Promillezahl auf das Fernsehprogramm konzentrieren. Vorher gibt man dem Ehepartner sein Portmonee und überreicht den Kindern ein neues Videospiel, damit diese über das Wochenende auch ja nicht das Kinderzimmer verlassen. So stellt sich doch jeder moderne Biertrinker ein perfektes Wochenende vor. Oft erlebt, aber dennoch niemals langweilig. Im Suff in den eigenen Knabberresten liegen, ab und zu rülpsen und die rechte Hand in die Hose schieben. Eine Wonne für Herz und Hand!

Der Entspannung beraubt – Die Schwiegereltern zu Besuch
Jedoch gibt es immer jemanden auf der Welt, welcher einen den Tag verderben möchte. Meistens sind es die Schwiegereltern, die sich spontan selbst einladen. Auf Kaffee und Kuchen, um die Enkel zu sehen oder einfach nur zum plaudern. Ja ja, weiß doch jeder das dies nur eine verharmlosende Umschreibungen für Langeweile und unterschwelliger Kritik ist. Sogleich verfliegt die Vorfreude auf ein ruhiges Wochenende und es dämmert einem das man sich nun anhören darf, was man alles erreichen hätte können. So wie der Schwiegersohn der Nachbarin. Und am schlimmsten sind die Unterhaltungen über ihre Krankengeschichten. Vor den Kindern wird stundenlang über Eiter, Blut, Schmerz und Verzweiflung gesprochen. Das ist so als würde man sich mit seinen Kindern einen billigen Splatter-Movie anschauen.

Eiter, Krankheit und Tod – Omas Geschichten am Kaffeetisch
Der Kaffee ist schon längst aufgeschlürft und der trockene Kuchen der Schwiegermutter in die Serviette gespuckt. Dennoch sieht es nicht danach aus als wollten sie gehen. Aus dem Triefauge des Schwiegervaters rieselt es unaufhörlich, wie die Körner einer Sanduhr. Und das auffällige Übergewicht der Schwiegermutter lässt den Holzstuhl ziemlich knarren. Tropf – knarrz, tropf – knarrz. Wie das ticken einer Uhr. Schon lange weiß ich nicht mehr wovon erzählt wird. Ich nicke nur noch im Takt vom tropf – knarrz.

Alte Leute und ihre Geschichten
Warum bekommen alte Leute nie mit wann man genug von ihren Geschichten gehört hat? Das es langsam an der Zeit ist aufzustehen und zu gehen. Auch scheint es ihnen nichts auszumachen ihre Geschichten, die man schon hundertmal gehört hat, bei jedem Besuch zu wiederholen – und zwar immer mit einem andern Ende.

Der Abschied – Bier und Fernseher warten schon
Wenn selbst die Sonne sich hinter dem Horizont versteckt und der Kopf schon fast auf der Tischplatte liegt. Dann schallt irgendwann der erlösende Satz aus Richtung von Schwiegermutters Damenbart „Oh, wir müssen langsam los“. Jedes mal frohlockt mein Herz in diesem Eigenblick und ich tausche glückliche Blicke mit den Kindern aus. Es ist fast so als käme man nach Jahren aus einem Kerker und entdeckt die Freuden des Lebens neu. Nun muss man nur noch ein paar Höflichkeiten austauschen und die Tür hinter den Alten zuknallen. Dann kann ich mich wieder meinem Bier und dem Fernseher widmen.

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