
In der Nacht des heilig Abends konnte ich nicht schlafen. Vielleicht lag es an zu viel gutem Essen, welches meine Eingeweide durchlief. Vielleicht lag es auch an der rostigen Verwandtschaft, denen ich ins Augen schauen musste. Jene Menschen die man allzu gern nur einmal im Jahr sieht.

Da erzählt der Großvater mit rostig-reibender Stimme vom plündern gehen an den Nachkriegsweihnachtstagen oder hält ewig lange Monologe darüber „Was damals alles besser war!“. Diese Situation ist ja noch nicht so schlimm. Mit der „Technik der springenden Schaltplatte“ lassen sich solch langweilige Gespräche überstehen. Man muss nur immer sagen „Ja,ja“, „stimmt schon, stimmt schon“ oder „wie war, wie war“ wiederholen und erweckt somit den Eindruck eines zuhörenden Gesprächspartners. So wie der Durchschnitts Mann auch immer den Gesprächen seiner Frau folgt und sich am Ende fragt „Was hat sie jetzt eigentlich von mir gewollt“.

Wie gesagt, die langweiligen Gespräche mit der Verwandtschaft sind nicht das schlimmste was heilig Abend auf einen zu kommt. Schlimmer ist es, wenn die Schwiegermutter heran stampft, sich mit knackenden Becken auf den stöhnenden Stuhl neben einen setzt und fragen stellt, die man nicht beantworten kann. Fragen wie „Wie geht es dir?“ – Antwort: „Als Mann habe ich keine Gefühle!“. Oder „Wie läuft es auf Arbeit?“ – Antwort: „Furchtbar! Als Mann würde ich lieber alleine im Wald wohnen“. Oder eben „Was hast du im letzten Jahr erreicht?“ – Antwort: „Ich habe nach zehn Bier in der Kneipe das Dart Turnier gewonnen. Darauf bin ich stolz!“.


Was wird man auch immer nach seinem Leben gefragt. Als Mann ist man Jäger und Sammler. Man isst Fleisch und sammelt leere Bierflasche. Jedoch Eingesperrt in den Arbeitsalltag erleben wir nicht die großen Abenteuer wie unsere glücklichen Urzeitlichen Vorfahren. Die sich Abends versammelten, in einen (uns Stadtbewohnern) unbekannt beeindruckenden Sternenhimmel schauten, und eine Mammut-Haxe von der Größe von Großmutters Hintern, im Feuer grillten.

Solche fröhlichen Männerzeiten sind jedoch vorbei. Statt Sternenhimmel gibt es das immer schlechter werdende Fernsehprogramm, statt Mammut gibt es Fast-Food. Und während der Höhlenbewohner noch, mit Stein und spitzem Stock, gegen die Dinge kämpfen konnte vor denen er sich fürchtete. So ist es bei uns eine Straftat dem Vorgesetztem einen Stock in den Hintern zu schieben.
Naja, jedenfalls konnte ich in der Nacht vom heilig Abend zum ersten Weihnachtsfeiertag nicht schlafen. Also blätterte ich, im Bett liegend, mit meinem Handy durch die Blogverzeichnisse im Internet. Ich wollte mal so lesen, was meine Blogkollegen so schreiben an diesem Tag. Aber wie von einem großer Chor gesungen, sah ich überall nur Weihnachtsgrüße.

Naja eigentlich ganz normal. Doch hätte ich mir doch gerne einen Blogger gewünscht der mutig sagt – was viele denken. Einen echten Ebenezer Scrooge der „Humbug“ ruft – sich jedoch nicht von drei heuchlerischen Lichtgestalten überzeugen lässt eine Weihnachtsgans zu kaufen. Als einziges hat mir an diesem Abend der Blogartikel von „mein.dunkles-leben.de– Oh-du-wahnsinnige“ gefallen. Und wahrlich die Geschenke Sucherei und Wucherei, dazu das jährliche schmücken mit Deko-Artikeln – ist doch Wahnsinn.

Das einzige was wann Weihnachten so richtig schön ist, ist das gute Essen und vor allem die Freude der Kinder. Achja, die Kinder die als einiges genau Wissen vorauf es an Weihnachten ankommt – die Geschenke! Das zusammensitzen in der Familien, das Backen und Kochen und die Harmonie wären in einer perfekten Welt nicht auf die Weihnachtfeiertage beschränkt.

Nun erwartet uns nur so Silvester und der Kater am Neujahr. Ja ja, nächstes Jahr trinke ich nicht soviel. Hat man vor fast einem Jahr gesagt. Und? Wird sich daran gehalten? Dabei ist der Ablauf am Silvesterabend doch immer der gleich. Man geht besoffen tanzen, tut besoffen billige Zigarren rauchen und wird besoffen mit Schwarzpulver spielen.
