
Wie sehr mich der Alltag auch frustriert. Ich weiß das es da eine gibt die mich aufbaut. Die mich so nimmt wie ich nun mal sein mag und der es egal ist – ob ich erfolgreich, ehrgeizig oder überhaupt mal nüchtern bin. Meine Couch! Ich und meine Couch sind unzertrennlich. Auch wenn die Jahre ihre Spuren hinterlassen haben. Kein anderes Objekt auf dieser Erdscheibe schafft es meinen verlängerten Rücken so schön zu Stützen.

Auf dem Rücken der Couch durchs Leben reiten
Meine Couch und ich haben schon so viel erlebt. Auf ihr sitzend habe ich die schönsten Erfahrungen gemacht. Mein erstes Bier habe ich auf ihr genossen. Unzählige Silvestercountdowns mitgezählt. Und jeden Abend hört sie mir zu, wenn ich mich über die Arbeit, die Familie und die Welt aufrege. Niemals hat sie mich in meinem Kummer allein gelassen.

Zauberland Couch
Am Anfang wusste ich noch nichts vom Zauberland Couch. Erst als ich mir in meiner ersten eigenen Wohnung eine gemütliche Sitzgelegenheit wünschte, begann ich zu verstehen. Eine Couch vor einem Fernseher ist der beste Luxus, den ich mir gönnen kann. Das Wohnzimmer wird dadurch zu einer Oase der Ruhe, der Entspannung und dank des Fernsehprogramms – meine einzige Verbindung zur Außenwelt.

Die verloren Couch – es tut immer noch weh
Leider zeichnet sich die Welt durch ihre Vergänglichkeit aus. Nichts hat Bestand. Egal wie sehr man etwas liebt. Irgendwann verschwindet es. Und so habe auch ich manch eine Couch auf dem Sperrmüllfriedhof am Straßenrand gelassen. Die erste brach unter der Jahrelangen Last unter mir zusammen. Die zweite musste ich auch hergeben, nachdem ich einen tagelangen Disput mit der derzeitigen Geliebten hatte. Sie schimpfte über das hässliche Muster, die Flecken und den Geruch. Am Ende verlor ich zähneknirschend den Disput, meine heilige Couch und später auch die Geliebte. Die Preisgabe der Couch zerbrach etwas in mir, welches auch ein verständnisvoller Partner nicht kleben konnte.

Die neue Couch
Egal wie schwer die Schicksalsschläge im Leben auch sind. Nach einer gewissen Zeit der Trauer muss man sich wieder aufrappeln. Nach vorne in die Zukunft blicken und auf einer neuen Couch Platz nehmen. Man kann ja nicht ewig auf alten Bierkästen vor dem Fernseher sitzen. Irgendwann muss man es wagen, das nächstgelegene Möbelgeschäft aufzusuchen. Jene Menschen, die nicht so alt sind wie ich, benutzen wohl das Internet zur Möbelsuche. Aber nennt mich altmodisch, ich will jenes Stück aus Polster und Federn probesitzen.

Vergiss die ganzen Preisleistungssiegel. Der Po ist der beste Tester. Und vielleicht findet man dann auch die eine Couch, welche ein bis ans Lebensende begleitet. Auf der man irgendwann an einer Brezel erstickend einschläft.

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