
Die Menschen versuchen stets freundlich, höflich, sauber und gebildet zu erscheinen. Wir können es nicht leiden, wenn andere Menschen schlecht von uns denken. Manchmal ist schon allein der Gedanke jemand sagt hinter dem Rücken etwas Schlechtes – Motivation mehr zu leisten. Es ist ein innerlicher Drang, der uns dazu bewegt ja nicht zum Außenseiter zu werden. Schon als Kind hat man dieses Verhalten von den Eltern abgeschaut. Angepasste Menschen haben es leichter im Beruf und Eheleben. Außenseiter dagegen werden erfolglose Katzenliebhaber mit einer Vorliebe für Manga-Frauen.

Außenseiterdasein statt angepasstem Leben
Aber ist diese Einschätzung richtig? Kann man die Menschen auf dieser Erdscheibe wirklich in Angepasst und Außenseiter unterteilen? Steckt nicht auch in jeder angepassten Person ein kleines bisschen ein Spinner? Spinnt er nicht vielleicht gerade deshalb, weil er seine andere Seite immer versteckt, anstatt sie auszuleben.

Der verlogene freundliche Umgang mit den Nachbarn
Grüßen wir nicht immer die Nachbarn schön freundlich und helfen auch mal mit Zutaten aus. Machen wir das wirklich freiwillig oder ist das eine „Handlung aus Pflicht” wie Immanuel Kant das richtig ausdrückte. Lieber wäre es uns doch, wenn die Nachbarn uns in Ruhe lassen. Sie sollen unsere Pakete annehmen, wenn wir nicht da sind und gut ist. Wir wollen doch gar nicht ihren Geschichten lauschen. Mir z.B. ist es doch völlig egal, wohin ihre Haustiere wieder einmal sich entleert haben. „So ein kleiner Haufen macht doch nichts. Bei Ihnen riecht es sowieso nach gebrauchten Damenbinden in der Wohnung!“ – möchte ich am liebsten sagen. Aber ich mache es nicht, da ich schlussendlich nicht der Außenseiter in der Hausgemeinschaft sein möchte. Und so schreibe ich es eben regelkonform in meinen Blog 🙂

Erlernte Angepasstheit
All die Angepasstheit, die wir erlernt haben im Laufe unseres jungen Lebens, welche wir täglich auf Arbeit und in der Öffentlichkeit anwenden müssen, scheinen einem im rüstigen Lebensabschnitt nicht mehr so wichtig zu sein. So sind jedenfalls meine Eindrücken, wenn ich eine öffentliche Toilette besuche.

Manchmal füllt man auf langen Reisen seinen Magen mit in Fett gebadet Fastfood und Milchshakes aus unbekannten Quellen, gereicht aus ungewaschenen Händen – nur um bei der nächsten Zigarettenpause Krämpfe in der Magengegend zu bekommen.

Im Alter scherrt man sich wohl nicht mehr viel darum
Die nächste öffentliche Toilette, welche meisten stark besucht ist, ist dann das Ziel. Und egal wie schmerzhaft die Eingeweide drücken, man will nicht zu laut sein, in dieser Kabine, bei der die Tür nicht ganz zum Boden reicht und jederzeit ein großer Mann beim Vorbeigehen oben reinschauen kann. Angepasste Menschen bevorzugen eine kontrollierte und ruhige Ausführung der Tätigkeit. Anders sind da die alten Männer. Sie scheinen die unzähligen Ohren, die auf sie gerichtet sind, nicht zu stören. Sie drücken ihre Gonorrhö mit Pauken und Trompeten heraus und pfeifen noch fröhlich ein Lied, während sie, ohne am Waschbecken halt zu machen, die Toilette verlassen.

Wer führt das bessere Leben?
Wer führt bei dieser Toilettengeschichte wohl das besser angepasste Leben. Der der seine Darmkrämpfe still erträgt, oder der einfach der Natur folgt. Schließlich weiß doch jeder was ein Mensch auf Toilette macht. Man sollte sich dafür nicht schämen für diesen überlebenswichtigen Akt. Weiß doch auch die Frau an der Kasse in der Kaufhalle was man mit dem Toilettenpapier im Einkaufswagen anfängt. Und ja vielleicht merkt sie sich auch wie oft man es kauft. Statt sich aber stets Gedanken zu machen, was könnten andere denken, sollte man lieber darauf pfeifen.

Die Weisheiten des heiligen Al Bundy
Der heilige Al Bundy soll uns auch bei dieser schweren Thematik ein Leuchtfeuer sein. Denn ihm war es egal was andere von ihm hielten. Er folterte seine Kundschaft im Schuhladen mit derben Sprüchen, führte seine Nachbarn so manches Mal in Verderbnis und schmähte niemals eine Konfrontation. Obwohl viele Dinge in seinem Leben nicht so schön waren – so war der heilige Al Bundy doch mit sich selbst zufrieden, solange er ein Bier in der einen Hand hatte, die Fernbedienung in der zweiten und sich selbst in der anderen!
